Langgöns (iri). »Aktuell haben wir eine Auftragslage, die wir uns so kurz nach der Corona- Krise nicht hätten vorstellen können. Das ist gut, aber stellt uns auch vor eine große Herausforderung «, sagte Andreas Christ, Geschäftsführer der Christ Feinmechanik in Lang- Göns. Das Familienunternehmen, das sein Vater 1964 gründete, steht seit fast 60 Jahren für die Entwicklung und Produktion von qualitativ hochwertigen Spindel-Systemen, Baugruppen sowie Fertigungsteilen und stellt sich gerade neu auf. Das Stichwort lautet »Präzision für die Zukunft« in einer »Smart-Factory«.
Die Kunden von Christ kommen aus aller Welt und den unterschiedlichsten Branchen wie etwa Medizintechnik, Maschinenbau, Automobil-, Vakuum- und Optikindustrie. Bauteile von Christ sind vor allem in Motor-, Fräs- und Schleifspindeln für Werkzeugmaschinen und in Maschinenbauteilen für Werkzeugmaschinenhersteller zu finden. Des Weiteren werden Bauteile von Christ in Analysegeräten in der Medizintechnik, in Kameras und Objektiven oder auch in Vakuumpumpen für Reinräume verwendet.
Das Unternehmen mit in die Zukunft führen soll auch Jonas Christ, der an der THM in Friedberg Wirtschaftsingenieurwesen studiert und bereits maßgeblich in das Firmengeschehen und die Geschäftsführung eingebunden ist. Zukünftig gliedert sich Christ zudem in drei Sparten: Die Christ Feinmechanik, in der Baugruppen und Bauteile gedreht, gefräst und geschliffen werden, wobei der Einsatz von hochmoderner Robotertechnik das Unternehmen dabei einige Schritte voranbringt. Dabei geht es um Genauigkeiten im tausendstel Millimeterbereich.
Eine weitere Sparte sind die Christ Spindelsysteme. Das sind motorangetriebene Bauteile, die das Herzstück einer Werkzeugmaschine darstellen, die sich in Motor-, Fräs- und Schleifspindeln gliedern und für ein breit gefächertes Spektrum an Anwendungsmöglichkeiten ausgelegt werden können. Die dritte Sparte ist zukünftig Christ SMC (Semiconductor Mechanical Components): Anfang Juni haben die beiden Lang-Gönser diesen neuen Unternehmenszweig als GmbH gegründet: Hier sollen demnächst hochpräzise Bauteile gefertigt werden, die später in Maschinen zur Herstellung der neuesten Chip-Generation zu finden sind.
DUTZEND NEUE MITARBEITER GESUCHT
»Durch die hohen Ansprüche an Qualität und Sauberkeit der Bauteile investieren wir am Standort Lang-Göns in mehreren Abschnitten in einen komplett neuen Maschinenpark «, sagte Andreas Christ. Drei hochmoderne CNC-Drehmaschinen, die höchste Sauberkeitsanforderungen speziell für die Halbleiterindustrie erfüllen, und eine Reinigungsanlage mit Ultraschall und Vakuumtrocknung sowie eine spezielle Vakuumverpackungsanlage werden in den neuen Räumlichkeiten »An der Alten Bach«, die 2017 bezogen wurden, neu eingerichtet.
Andreas Christ hat zudem kürzlich ein Patent für das »Christ-Hydro-Clamp« erfolgreich angemeldet, wobei die finale Entwicklung und Konstruktion von Jonas Christ und David Nagel übernommen wurde. Diese Innovation revolutioniert und automatisiert den Spannprozess, etwa in der Fertigung von Linsen und Gläsern. Mit diesem Hydro-Pneumatischem Spannsystem können Werkzeuge oder Werkstücke sekundenschnell, hochpräzise und automatisch gewechselt werden. Dabei erfolgt das Spannen des Werkstücks oder Werkzeugs nicht mehr manuell, sondern vollautomatisch, wodurch die Taktzeiten deutlich reduziert werden können.
Auch der Fertigungsbereich wird mit Unterstützung von Jonas Christ neu ausgerichtet. Eine seiner Visionen ist die einer »Smart Factory« mit Hilfe von RetroFit: »Unter der Leitung von Claus Lau von der Firma Smart Business Excellence haben wir ein einfach zu integrierendes System entwickelt, welches aus unserer Sicht auch sehr attraktiv für andere mittelständische Unternehmen der Branche ist.« Dabei werden wichtige Informationen über die Zustände der Maschine abgegriffen, die zur Effizienzsteigerung beitragen.
»Ebenfalls können wir auch an die Produktionsleiter Mitteilungen auf ein digitales Endgerät schicken, sodass sie genau wissen, wann ein Eingreifen an der Maschine zusammen mit dem Werker nötig ist.« Für den Mitarbeiter an der Maschine ist dies ebenfalls eine Erleichterung, da ein Eintragen von Stückzahlen und Laufzeiten auf Arbeitsaufträgen nicht mehr nötig ist. Diese Daten werden automatisch erfasst. Im nächsten Schritt wird eine Künstliche-Intelligenz-Lösung zur Produktionsoptimierung mit den erfassten Daten »gefüttert«.
»Das Ganze ist für uns eine große Herausforderung, gerade auch vor dem Hintergrund, wie sich zukünftig der Weltmarkt und die Rohstoff- und Energiekosten entwickeln«, räumt der Geschäftsführer ein. Aktuell hat man beispielsweise dreimal höhere Energiekosten als noch im Vorjahr. Dieses Problem will man jedoch mit Projekten lösen.
Vater und Sohn blicken zuversichtlich in die Zukunft. Um ihre Projekte umzusetzen brauchen sie aber Unterstützung: »Wir suchen aktuell dringend Monteure für Spindeln, Facharbeiter für die CNC-Fertigung und Industriemeister. Mindestens ein Dutzend neue Mitarbeiter hätten wir gerne. Wir hoffen, dass es uns trotz der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt gelingt «, sagten die beiden Unternehmer.
Ein Alleinstellungsmerkmal der Firma ist, dass sie ganzheitliche Systemlösungen und innovative Produkte nach individuellen Kundenanforderungen entwickelt. Konstruktion, Produktion und Qualitätssicherung erfolgen an einem Standort. Mit aktuell mehr als 60 Mitarbeitern und einem Umsatz von etwa sechs Millionen Euro – mit dem neuen Unternehmen werden mehr als acht Millionen Euro erwartet – möchten die Lang-Gönser höchste Qualität »Made in Germany « gewährleisten. Neben den Produkten bietet Christ Feinmechanik auch ein weltweites Serviceangebot an, von der Beratung bis zum herstellerübergreifenden Spindel-Reparaturservice.